'Der Brockhaus': Stichwort 'Atlantis' im Wandel der Zeit: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Atlantis ist einer uralten Sage nach, die Solon von den Priestern in Ägypten über» kommen haben soll, der Name einer Ungeheuern Insel im Atlantischen Ocean, die ebenso groß als Kleinasien und Libyen war. Über die Lage derselben sind die Angaben der Alten sehr unzuverlässig, und da sie in eine Gegend gesetzt wird, wo sich in späterer Zeit keine Insel fand, so kam man auf den Gedanken, daß sie untergegangen. Andere wollten in den Canarisehen Inseln Überreste der versunkenen A. wiederfinden; noch Andere, wie Rudbeck in seiner „Atlantica", verstehen darunter die skandinavische Halbinsel. Den meisten Anklang hat jedoch in neuester Zeit die Vermuthung gefunden, die Bircherod in einer Abhandlung „De orbe novo non novo" (Altd. 1635) zuerst aufstellte, daß vielleicht phöniz. oder karthag. Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, an die amerik. Küste verschlagen worden und von dort später glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein könnten, und daß also unter der Insel A. des Platon im „Kritias | + | Atlantis ist einer uralten Sage nach, die Solon von den Priestern in Ägypten über» kommen haben soll, der Name einer Ungeheuern Insel im Atlantischen Ocean, die ebenso groß als Kleinasien und Libyen war. Über die Lage derselben sind die Angaben der Alten sehr unzuverlässig, und da sie in eine Gegend gesetzt wird, wo sich in späterer Zeit keine Insel fand, so kam man auf den Gedanken, daß sie untergegangen. Andere wollten in den Canarisehen Inseln Überreste der versunkenen A. wiederfinden; noch Andere, wie Rudbeck in seiner „Atlantica", verstehen darunter die skandinavische Halbinsel. Den meisten Anklang hat jedoch in neuester Zeit die Vermuthung gefunden, die Bircherod in einer Abhandlung „De orbe novo non novo" (Altd. 1635) zuerst aufstellte, daß vielleicht phöniz. oder karthag. Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, an die amerik. Küste verschlagen worden und von dort später glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein könnten, und daß also unter der Insel A. des Platon im „Kritias", sowie unter der großen namenlosen Insel, von welcher Diodor, Plinius und Arnobius sprechen, nichts Anderes als das heutige Amerika zu verstehen sei. |
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+ | DER NEUE BROCKHAUS Allbuch in fünf Bänden und einem Atlas. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, Erster Band A-D. F. A. Brockhaus Wiesbaden 1958, S. 134 | ||
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+ | Atl´antis die, - im Altertum eine sagenhafte Insel, nach Platon 'außerhalb der Meerenge' (von Gibraltar?), 'in der Gegend von Gades' gelegen; sie sei 'größer als Asien und Libyen zusammen' gewesen. Platon verlegte hierher das mächtige Reich, das '9000 Jahre' vor ihm von den Athenern besiegt wurde und dann im Meer versank. Die Frage nach der Lage von A. ist sehr umstritten. - Hennig: Das Rätsel der A. (1925); H. Petterson: A. und Atlantik (1948); W. Brandenstein: A. (1951). | ||
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Version vom 30. Oktober 2010, 16:21 Uhr
(red) In diesem Beitrag, der kontinuierlich erweitert werden soll, dokumentieren wir, wie unterschiedlich das Stichwort 'Atlantis' im Laufe der Zeit in der Brockhaus-Enzyklopädie abgehandelt wurde.
1) Allgemeine deutsche Real=Encyklopädie für die gebildeten Stände (Conversations=Lexikon.) In zwölf Bänden. Erster Band. Erster Band. A. bis Bl. Siebente Originalauflage. (Zweiter durchgesehener Abdruck) Leipzig: F. A. Brockhaus. 1830. S. 502
Atlantis, bei den Alten der Name einer Insel im atlantischen Ocean, von der ihnen durch einzelne Schiffer, die sich in das Weltmeer gewagt hatten, dunkle Kunde gekommen war. Über die Lage derselben mußten ihre Angaben sehr unzuverlässig sein, und da sie sie in eine Gegend setzten, wo sich in späterer Zeit keine Insel fand, so war man der Meinung, daß sie untergegangen sei. Doch vermuthet man, daß vielleicht phönizische oder carthaginensische Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, an die amerikanische Küste verschlagen worden und von dort späterhin glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein tonnten, und daß also unter der Insel Atlantis des Plato, sowie unter der großen namenlosen Insel, von welcher Diodor, Plinius und Arnobius sprechen, nichts Andres als da« heutige Amerika zu verstehen sei.
2) Achte Originalauflage. Leipzig 1833, S. 482
Atlantis, bei den Alten der Name einer Insel im atlant. Ocean, von der ihnen durch einzelne Schiffer, die sich in das Weltmeer gewagt hatten, dunkle Kunde gekommen war. Uber die Lage derselben mußten ihre Angaben sehr unzuverlässig sein, und da man sie in eine Gegend setzte, wo sich in späterer Seit keine Insel fand, so war man der Meinung, daß sie untergegangen sei. Doch vermuthet man, baß vielleicht phöniz. oder karthag. Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, an die amerik. Küste verschlagen worden und von dort späterhin glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein könnten, und daß also unter der Insel A. des Plato im „Kritias", sowie unter der großen namenlosen Insel, von welcher Diodor, Plinius und Arnobius sprechen, nichts Anderes als das heutige Amerika zu verstehen sei. Solon hatte jene Sage von den Priestern in Ägypten erfahren und dieselbe noch im hohen Alter zum Gegenstande eines epischen Gedichts gewählt, von dessen Trefflichkeit, obschon es nicht vollendet war, Plato im „Timäus" und „Kritias" viel Anziehendes sagt.
3) Neunte Originalauflage, 1843, S. 597
Atlantis ist einer uralten Sage nach, die Solon von den Priestern in Ägypten über» kommen haben soll, der Name einer Ungeheuern Insel im Atlantischen Ocean, die ebenso groß als Kleinasien und Libyen war. Über die Lage derselben sind die Angaben der Alten sehr unzuverlässig, und da sie in eine Gegend gesetzt wird, wo sich in späterer Zeit keine Insel fand, so kam man auf den Gedanken, daß sie untergegangen. Andere wollten in den Canarisehen Inseln Überreste der versunkenen A. wiederfinden; noch Andere, wie Rudbeck in seiner „Atlantica", verstehen darunter die skandinavische Halbinsel. Den meisten Anklang hat jedoch in neuester Zeit die Vermuthung gefunden, die Bircherod in einer Abhandlung „De orbe novo non novo" (Altd. 1635) zuerst aufstellte, daß vielleicht phöniz. oder karthag. Handelsschiffe, durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben, an die amerik. Küste verschlagen worden und von dort später glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein könnten, und daß also unter der Insel A. des Platon im „Kritias", sowie unter der großen namenlosen Insel, von welcher Diodor, Plinius und Arnobius sprechen, nichts Anderes als das heutige Amerika zu verstehen sei.
DER NEUE BROCKHAUS Allbuch in fünf Bänden und einem Atlas. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, Erster Band A-D. F. A. Brockhaus Wiesbaden 1958, S. 134
Atl´antis die, - im Altertum eine sagenhafte Insel, nach Platon 'außerhalb der Meerenge' (von Gibraltar?), 'in der Gegend von Gades' gelegen; sie sei 'größer als Asien und Libyen zusammen' gewesen. Platon verlegte hierher das mächtige Reich, das '9000 Jahre' vor ihm von den Athenern besiegt wurde und dann im Meer versank. Die Frage nach der Lage von A. ist sehr umstritten. - Hennig: Das Rätsel der A. (1925); H. Petterson: A. und Atlantik (1948); W. Brandenstein: A. (1951).
Bild-Quelle
(1) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Brockhaus Enzyklopädie