Anostida: Unterschied zwischen den Versionen

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===Von der Unterredung des Midas aus Phrygien mit dem Silen, und den von Silen erzählten Fabeln===
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übersetzt von '''J. H. F. Meineke''' (um 1787)
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[[Bild:Silenen.jpg|thumb|340x340px|'''Abb. 1''' Der Wettstreit zwischen Eros und Pan. Hermes schaut als Zeuge zu, und Silenus (rechts) ist als Schiedsrichter anwesend.]]
  
[[Bild:Silenus Commons.jpg|thumb|'''Abb. 1''' Büste des Silenos, der in des Theopompus´ Erzählung von einem Land auf der anderen Seite des Ozeans berichtete.]]  
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([[Das Team|red]]) Mit dem - analog zum Terminus "[[Atlantida]]" gebildeten [http://de.wikipedia.org/wiki/Neologismus Neologismus] "'''Anostida'''" wird der stark mythisierte Bericht des griechischen Historikers [[Theopompos von Chios]] über eine kontinentale Landmasse bezeichnet, die sich jenseits des Ozeans (Atlantik) befinden solle. Die Bezeichnung erfolgt nach einer [[Anostos]] genannten Region dieses, von unterschiedlichen Völkerschaften bewohnten, Riesen-Kontinents, der - so weit heute noch bekannt ist - bei [[Theopompos von Chios|Theopomp]] ansonsten namentlich unbenannt bleibt.
  
[[Theopompos von Chios|Theopompus]] erzählt <ref>Anmerkung des Übersetzers: In einem Buche, dem er den Titel Thaumasia, oder von Wunderdingen gegeben hatte. Man hat neuere Erfindungen von einem Ähnlichen Schlage, olbergs unterirdische Reise, u.a. [[Theopompos von Chios|Theopompus]] selbst war ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Chios Chier] von Geburt, und ein Schüler des [http://de.wikipedia.org/wiki/Isokrates Isokrates]. Er hat, außer dem angeführten Buche, noch eine Geschichte seiner Zeit, und der Thaten [http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_II._%28Makedonien%29 Philipps des Großen] geschrieben, welche Schriften wir aber nur aus dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Athenaios Athenäus], und [http://de.wikipedia.org/wiki/Dionysios_von_Halikarnassos Dionysius von Halikarnaßus] kennen.</ref> von einer Unterredung des Phrygier [http://de.wikipedia.org/wiki/Midas Midas] <ref>Anmerkung des Übersetzers: [http://de.wikipedia.org/wiki/Midas Midas] wird von einigen für einen Thracischen Prinzen und einen Schüler des Orpheus gehalten, der [http://de.wikipedia.org/wiki/Phrygien Phrygien] erobert habe. [http://de.wikipedia.org/wiki/Herodot Herodot] B. 1 p. 16. nennt nennt ihn einen Sohn des Cordius, Königs dieses Landes. Er soll sich Mühe gegeben haben, gewiße Religionsgebräuche bei den Phrygiern einzuführen, und in dieser Absicht den Umgang mit dem Halbgotte [[Silenus|Silen]], so wie mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Numa_Pompilius Numa] mit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Nymphe Nymphe] [http://de.wikipedia.org/wiki/Egeria_%28Mythologie%29 Egeria], vorgegeben haben. Die Griechen haben verschiedene Fabeln von ihm ausgesprengt, die man zusammen im 3ten Bande der Götterl. der Banier p. 686. erläutert findet. Von den Silenen werde ich unten, bey dem 40ten Cap. zu reden Gelegenheit haben.</ref> mit dem [[Silenus|Silen]]. Dieser [[Silenus|Silen]] war der Sohn einer Nymphe, seiner Natur nach geringer als ein Gott, aber vollkommener als ein Mensch, und unsterblich. Unter vielen andern Dingen wovon sie sich unterredeten, erzählte [[Silenus|Silen]] dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Midas Midas] auch folgendes:
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Erhalten geblieben ist die '''Anostida''' nämlich nur als ein, von [[Claudius Aelianus]] wiedergegebenes Fragment ([http://books.google.de/books?id=cCoTAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=Varia+Historia&cd=1#v=onepage&q&f=false Varia Historia], Buch III, c. 18) aus [[Theopompos von Chios|Theopomps]] verloren gegangenem Buch mit dem Titel ''Thaumasia'' (oder: ''von Wunderdingen''). <ref>Quelle: '''J. H. F. Meineke''', "[http://books.google.de/books?id=UFg-AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Claudius+Aelianus%22&lr=&cd=42#v=onepage&q&f=false Des Claudius Aelianus vermischte Erzählungen. Aus dem Griechischen überseɮt und mit Anmerkungen versehen]", Quedlinburg, 1787, S. 144, (Fußnote 1); nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt Alexander von Humboldt] "''Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert''", [http://books.google.de/books?id=VYoIAQAAMAAJ&dq=Theopomp+Silen&hl=de&source=gbs_navlinks_s Band 1], Nicolai, 1836, S. 185):<br>[[Bild:Liber admirabilium.jpg]]<br>Red. Anmerkung: Nach anderen, vermutlich jüngeren (aber nicht zwangsläufig besseren) Quellen soll das betreffende Fragment aus der 'Philippika' ([http://www.hellenica.de/Griechenland/LX/FragmenteDerGriechischenHistoriker.html FGrHist] 115 F 75) des [[Theopompos von Chios|Theopompus]] stammen, die als Gesamtwerk ebenfalls verloren gegangen ist. Hierzu sehen wir dringenden Überprüfungs-Bedarf seitens der [http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Philologie Klassischen Philologie]!</ref>
  
[[Europa]], [[Asien|Asia]] und [[Libyen]] wären Inseln, die rund umher der Ocean umschlöße. Das einzige feste Land läge außerhalb dieser Welt. Es wäre von einem unermeßlichen Umfange, und nur große Thiere hielten sich darin auf; ja sogar die Menschen daselbst wären noch einmal so groß, als die Bewohner der Erde. Es gäbe darin viele sehr große Städte, in welchen eine ganz eigene Lebensart, und Gesetzte herrschten, die den unsrigen ganz entgegen wären. Zwo Städte aber wären gegen andere von vorzüglicher Größe, hätten aber übrigens nichts miteinander gemein. Die eine hieße die Kriegerische ["''Machimus''"; d. Red.]; die andere die Friedliche ["''Eusebes''"; d. Red.]. Die Bewohner der letzten lebten in Ruhe und in dem größten Ueberfluße. Sie genößen die Früchte des Landes ohne Pflug und Qchsen, und ohne ihre Länder zu bauen oder zu besäen. Von Krankheiten, setzte [[Silenus|Silen]] hinzu, wissen sie nichts, und ihr ganzes Leben verfließt unter Scherz und Freude. Sie leben ohne Zwietracht in einer solchen Unschuld, daß sie oft von den Göttern eines Zuspruchs gewürdiget werden.  
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Ähnlich wie [[Platon]]s [[Atlantisbericht]] ist auch die '''Anostida''' des [[Theopompos von Chios|Theopompus]] in einen fiktionalen Dialog als Rahmenhandlung eingebunden, nämlich ein vorgebliches Gespräch zwischen dem sagenhaften König [http://de.wikipedia.org/wiki/Midas Midas] von [http://de.wikipedia.org/wiki/Phrygien Phrygien] ([[Kleinasien]]) mit dem 'faunischen' Halbgott [[Silenus]] '''(Abb. 1)''', von dem bei [[Claudius Aelianus]] praktisch nur ein kurzer Monolog des [[Silenus]] nacherzählt wird. <ref>Red. Anmerkung: Dabei erscheint es - angesichts der Tatsache, dass [[Claudius Aelianus|Aelian]] diesen Bericht mehr als skeptisch betrachtete und dessen Verfasser einige Geringschätzigkeit entgegen brachte - keineswegs sicher, dass er [[Theopompos von Chios|Theopompus]]´ diesbezügliche Angaben wörtlich, oder zumindest in allen Aspekten sinngemäß, wiedergegeben hat.</ref>
  
Die Einwohner der kriegerischen Stadt hingegen sind im höchsten Grade streitbar; die Waffen werden ihnen angebohren; und suchen, beständig in Kriege verwickelt, sich ihre Nachbarn zu unterwerfen, so daß diese einzige Stadt Beherrscherinn vieler Völker ist. Die Anzahl ihrer Bewohner ist nicht geringer als zwo Millionen. Einige sterben, wiewohl selten, an Krankheiten, weil sie mehrentheils alle im Kriege und an den Wunden bleiben, die sie von den Steinen oder Knütteln empfangen haben, da sie vom Stahl nicht verwundet werden können. Gold und Silber haben sie im Überfluße, so daß das Gold bey ihnen fast weniger als bey uns das Eisen gilt.  
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Dabei macht [[Claudius Aelianus|Aelian]] in einem abschließenden Kommentar kein Hehl aus seiner Ansicht, dass die gesamte Erzählung frei erfunden sei - eine Meinung, der sich auch moderne Philologen wie [[Pierre Vidal-Naquet]] <ref>Siehe: [[Pierre Vidal-Naquet]], "[http://www.chbeck.de/productview.aspx?product=13934&toc=3508 Atlantis - Geschichte eines Traums]", München (C.H. Beck), 2006, S. 39 f.</ref> und [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-G%C3%BCnther_Nesselrath Heinz-Günther Nesselrath] <ref>Siehe: [http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-G%C3%BCnther_Nesselrath Heinz-Günther Nesselrath], "[http://gfa.gbv.de/dr,gfa,001,1998,a,01.pdf Theopomps Meropis und Platon: Nachahmung und Parodie]" (PDF-Datei, 38,06 KB)</ref> (die auch [[Platon]]s [[Atlantis]] für eine Erfindung halten) ohne Wenn und Aber angeschlossen haben.
  
Einsmals, sagt [[Silenus|Silen]], machten sie einen Versuch auf unsere Inseln, setzten zehn Millionen stark über den Ocean, und kamen bis zu den Hyperboräern. Als sie aber hier erfuhren, das dieses Volk unter denen die zu uns gehören, das glücklichste sey: so verachteten sie daßelbe als ein armseliges und elendes Volk, und gaben sich nicht die Mühe weiter vorzurücken.
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In der modernen, nonkonformistischen [[Atlantisforschung]] wird dagegen von der, schon im 18. Jahrhundert erwogenen, Möglichkeit ausgegangen, dass Berichte wie die [[Atlantida]] und die '''Anostida''', wie schon "''[http://en.wikipedia.org/wiki/Perizonius Perizonius] in einer weitläufigen und sehr gelehrten Anmerkung gezeigt hat, ihren Ursprung in den sehr dunkeln Nachrichten''" haben, welche "''die Griechen von einem andern Lande auf dieser Erde, außer den drey ihnen bekannten Welttheilen, entweder aus alten Überlieferungen, oder aus Muthmaßungen hatten.''" <ref>Quelle: '''J. H. F. Meineke''', op. cit., S. 147/148 (Fußnote 4)</ref>
  
Das abentheuerligste was er hinzusetzte, was dieses. Es bewohnten, sagte er, bey ihnen Menschen, die Meropes hießen, viele und große Städte. An der Gränze ihres Gebiets läge ein Ort, der Anostos <ref>Anmerkung des Übersetzers: Woher Niemand zurückkehrt</ref> genennt würde, und einer Kluft gliche, darin es weder helle noch finster wäre, sondern die von einer dunkelrothen Luft erfüllt würde. Ferner flößen zween Ströhme durch diesen Ort. Der eine hieße der Freudenfluß der andere der Trauerfluß. Beyde wären mit Bäumen in der Größe eines hohen [http://de.wikipedia.org/wiki/Platanen Platanus] bepflanzt, und diese trügen Früchte, und zwar die Bäume am Trauerfluße, Früchte von einer solchen Eigenschaft, daß der, der sie genöße, eine so große Menge Thränen vergießen müße, daß er verginge, sein ganzes Leben verweinte, und zulezt in diesem Zustande den Geist aufgäbe. Eine entgegegengesetzte Wirkung hingegen hätten die Früchte der am Freudenfluße wachsenden Bäume. Wer diese kostete, den verließen sogleich seine ehemaligen Leidenschaften; er vergäße das, was er vormals geliebt hätte, würde nach und nach jünger, und ginge in seine vorigen bereits verfloßenen Jahre wieder zurück. Aus einem Greise würde er wieder ein Mann, alsdenn ein Jüngling, nach dem Jünglingsalter ein Knabe, dann ein Kind, und hiermit endigte sich sein Leben.
 
  
Wer den [[Theopompos von Chios|Theopomp]] für einen glaubwürdigen Gewährsmann halten will, der mag dieses Mährchen für wahr annehmen. Meinem Urtheile nach ist dieser Chier, so wie in andern Erzählungen, also auch bey dieser, ein starker Dichter. <ref>Anmerkung des Übersetzers: Diese und dergleichen Erzählungen haben, wie [http://en.wikipedia.org/wiki/Perizonius Perizonius] in einer weitläufigen und sehr gelehrten Anmerkung gezeigt hat, ihren Ursprung in den sehr dunkeln Nachrichten, die die Griechen von einem andern Lande auf dieser Erde, außer den drey ihnen bekannten Welttheilen, entweder aus alten Überlieferungen, oder aus Muthmaßungen hatten. Sie setzten die Lage dieses Landes auf das Atlantische Meer, weil sich dasselbe da anfängt, wo sich [[Europa]] und [[Afrika|Africa]] endigen. Die Dichter bildeten sich nachher dieses Land, ein jeder nach seinem Gefallen. Sie nannten es die glückseligen Inseln, und hielten dieselben für das [http://de.wikipedia.org/wiki/Elysion Elysium], oder für den Aufenthalt der Seeligen, und diese Meynung fand in der Folge noch mehr Beyfall, da man wirklich sehr fruchtbare Inseln auf dem Atlantischen Meere entdeckte.</ref>
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Siehe zur '''Anostida''' bei ''Atlantisforschung.de'':
  
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[[Theopompus´ Bericht von Anostos]] - '''Von der Unterredung des Midas aus Phrygien mit dem Silen, und den von Silen erzählten Fabeln''' übersetzt von '''J. H. F. Meineke''' (um 1787)
  
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[[Das Land der Riesen, die Satyre, Meropa und Atlantis]] ([[bb]])
  
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[[Meropisforschung]] ([[Das Team|red]])
  
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[[Emil Orgetorix Forrer]] ([[bb]])
  
  
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
Dieser Beitrag stellt eine textlich originalgetreue Transkription eines Auszuges (S. 144 - 148) aus der ersten Übersetzung der "[http://books.google.de/books?id=cCoTAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=Varia+Historia&cd=1#v=onepage&q&f=false Varia Historia]" des [[Claudius Aelianus]] ins Deutsche dar, die von ''J. H. F. Meineke'' ("''Rector am Fürstl. Gymnasio zu Quedlinburg''") erstellt wurde und 1787 ("''Neue Auflage''") unter dem Titel "[http://books.google.de/books?id=UFg-AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Claudius+Aelianus%22&lr=&cd=42#v=onepage&q&f=false Des Claudius Aelianus vermischte Erzählungen. Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen]" in Quedlinburg ("''bey Friedrich Joseph Ernst''") erschienen ist. Die Abweichungen von heutigen Schreibweisen wurden bewusst beibehalten. Verwendet wurde von uns die digitalisierte Fassung, auf welche online bei [http://books.google.de/ Google Bücher] zugegriffen werden kann. Redaktionelle Bearbeitung (zusätzliche Anmerkungen und Illustration) durch ''Atlantisforschung.de'' (2010).
 
 
 
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[http://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page Wikimedia Commons], unter: [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Silenus.png File:Silenus.png] (Bildbearbeitung durch ''Atlantisforschung.de'')
 
 
(1) http://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page[ Wikimedia Commons], unter: [http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Silenus_pushkin01.JPG File:Silenus pushkin01.JPG]
 

Aktuelle Version vom 22. April 2015, 18:52 Uhr

Definition

Abb. 1 Der Wettstreit zwischen Eros und Pan. Hermes schaut als Zeuge zu, und Silenus (rechts) ist als Schiedsrichter anwesend.

(red) Mit dem - analog zum Terminus "Atlantida" gebildeten Neologismus "Anostida" wird der stark mythisierte Bericht des griechischen Historikers Theopompos von Chios über eine kontinentale Landmasse bezeichnet, die sich jenseits des Ozeans (Atlantik) befinden solle. Die Bezeichnung erfolgt nach einer Anostos genannten Region dieses, von unterschiedlichen Völkerschaften bewohnten, Riesen-Kontinents, der - so weit heute noch bekannt ist - bei Theopomp ansonsten namentlich unbenannt bleibt.

Erhalten geblieben ist die Anostida nämlich nur als ein, von Claudius Aelianus wiedergegebenes Fragment (Varia Historia, Buch III, c. 18) aus Theopomps verloren gegangenem Buch mit dem Titel Thaumasia (oder: von Wunderdingen). [1]

Ähnlich wie Platons Atlantisbericht ist auch die Anostida des Theopompus in einen fiktionalen Dialog als Rahmenhandlung eingebunden, nämlich ein vorgebliches Gespräch zwischen dem sagenhaften König Midas von Phrygien (Kleinasien) mit dem 'faunischen' Halbgott Silenus (Abb. 1), von dem bei Claudius Aelianus praktisch nur ein kurzer Monolog des Silenus nacherzählt wird. [2]

Dabei macht Aelian in einem abschließenden Kommentar kein Hehl aus seiner Ansicht, dass die gesamte Erzählung frei erfunden sei - eine Meinung, der sich auch moderne Philologen wie Pierre Vidal-Naquet [3] und Heinz-Günther Nesselrath [4] (die auch Platons Atlantis für eine Erfindung halten) ohne Wenn und Aber angeschlossen haben.

In der modernen, nonkonformistischen Atlantisforschung wird dagegen von der, schon im 18. Jahrhundert erwogenen, Möglichkeit ausgegangen, dass Berichte wie die Atlantida und die Anostida, wie schon "Perizonius in einer weitläufigen und sehr gelehrten Anmerkung gezeigt hat, ihren Ursprung in den sehr dunkeln Nachrichten" haben, welche "die Griechen von einem andern Lande auf dieser Erde, außer den drey ihnen bekannten Welttheilen, entweder aus alten Überlieferungen, oder aus Muthmaßungen hatten." [5]


Siehe zur Anostida bei Atlantisforschung.de:

Theopompus´ Bericht von Anostos - Von der Unterredung des Midas aus Phrygien mit dem Silen, und den von Silen erzählten Fabeln übersetzt von J. H. F. Meineke (um 1787)

Das Land der Riesen, die Satyre, Meropa und Atlantis (bb)

Meropisforschung (red)

Emil Orgetorix Forrer (bb)


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: J. H. F. Meineke, "Des Claudius Aelianus vermischte Erzählungen. Aus dem Griechischen überseɮt und mit Anmerkungen versehen", Quedlinburg, 1787, S. 144, (Fußnote 1); nach Alexander von Humboldt "Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert", Band 1, Nicolai, 1836, S. 185):
    Liber admirabilium.jpg
    Red. Anmerkung: Nach anderen, vermutlich jüngeren (aber nicht zwangsläufig besseren) Quellen soll das betreffende Fragment aus der 'Philippika' (FGrHist 115 F 75) des Theopompus stammen, die als Gesamtwerk ebenfalls verloren gegangen ist. Hierzu sehen wir dringenden Überprüfungs-Bedarf seitens der Klassischen Philologie!
  2. Red. Anmerkung: Dabei erscheint es - angesichts der Tatsache, dass Aelian diesen Bericht mehr als skeptisch betrachtete und dessen Verfasser einige Geringschätzigkeit entgegen brachte - keineswegs sicher, dass er Theopompus´ diesbezügliche Angaben wörtlich, oder zumindest in allen Aspekten sinngemäß, wiedergegeben hat.
  3. Siehe: Pierre Vidal-Naquet, "Atlantis - Geschichte eines Traums", München (C.H. Beck), 2006, S. 39 f.
  4. Siehe: Heinz-Günther Nesselrath, "Theopomps Meropis und Platon: Nachahmung und Parodie" (PDF-Datei, 38,06 KB)
  5. Quelle: J. H. F. Meineke, op. cit., S. 147/148 (Fußnote 4)

Bild-Quelle:

Wikimedia Commons, unter: File:Silenus.png (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)