Neo-Katastrophismus
Dieser Beitrag ist noch in Arbeit!
(bb) Unter der Bezeichnung Neo-Katastrophismus lassen sich alle modernen wissenschaftlichen sowie grenzwissenschaftlichen Ideen, Modelle und Konzepte zusammenfassen, welche die besondere Bedeutung katastrophischer Ereignisse (sowohl regional als auch global wirksame Kataklysmen) für die Entwicklung des Sonnensystems, der Erde und aller auf ihr existierenden Lebensformen (einschließlich des Menschen und seiner Kulturen) hervorheben. Eingeführt wurde dieser Terminus vermutlich 1937 von dem sowjetischen Geo-Tektoniker Nikolay Syergyeyevich Shatskiy (Abb. 2) zur Bezeichnung eines zeitgenössischen Trends in der geologischen Forschung der damaligen UdSSR. [1]
Als wissenschafts- und ideengeschichtliches Phänomen stellt der Neo-Katastrophismus quasi eine 'Renaissance' ("Wiedergeburt") des klassischen (historischen) Katastrophismus dar, der bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein als Paradigma bzw. Leitidee aller naturgeschichtlichen Disziplinen galt, bevor er durch die Konzepte des Aktualismus / Uniformitarismus / Gradualismus verdrängt wurde. Diese letztlich ideologischen (und somit unwissenschaftlichen), von dem Wissenschaftskritiker Georg Menting ironisch als "Allmählichismus" bezeichneten Konzepte, 'modellierten' die irrige Vorstellung, dass es in der Erd- und Naturgeschichte ausschließlich graduelle, also sehr langsame, in - aus dem Blickwinkel des Menschen - unmerklich kleinen Schritten verlaufende, Entwicklungprozesse gegeben habe.
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts härteten diese doktrinären Vorstellungen zu einem veritablen, den Erkenntnisprozess in den Naturgeschichts-Wissenschaften und vor allem in der Geologie nachhaltig blockierenden Dogma aus. "Von nun an musste", wie es der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich formulierte, "jeder Geologe, der publizieren wollte, seinen Kotau vor dieser Ideologie machen." [2]
Tatsächlich war es etwa einhundert Jahre lang für Fachwissenschaftler der vom Aktualismus 'überwältigten' Disziplinen völlig unmöglich, von der 'Parteilinie' des Lyellismus [3] abzuweichen, ohne ihre Reputation zu riskieren, und in der Konsequenz waren es zunächst wissenschaftliche "Außenseiter", die unter Rückgriff auf den klassischen Katastrophismus alternative Modelle konzipierten.
Einer der ersten dieser "Häretiker" außerhalb des fachwissenschaftlichen 'Elfenbeinturms' war der österreichische Ingenieur Hanns Hörbiger (1860-1931) der 1913 gemeisam mit seinem Schüler Philipp Fauth (1867-1941) in einem voluminösen Werk [4] eine explizit katastrophistische Kosmologie präsentierte. In seiner - heute in zentralen Aussagen weitgehend konsensual als widerlegt geltenden - so genannten "Welteislehre"
Prof. Trevor Palmer notes:
"This brings us back to the main subject of this section, the apparently abrupt transitions between some geological periods, particularly those at the Permian-Triassic and Cretaceous-Tertiary boundaries. In 1954, the German palaeontologist Otto Schindewolf (1896-1972) proposed that mass extinctions had been caused by waves of cosmic radiation resulting from nearby supernovae explosions. The same view was taken by the Soviet scientists, V. I. Krasovskiy and I. S. Shklovskiy, in 1957; the German, H. Liniger, in 1961; and the Canadians, D. A. Russell and W. Tucker, in 1971. A similar view was also put forward in 1960 by F. M. Dyssa and colleagues, the difference being that these thought that the waves of lethal radiation could have been caused by intense vulcanism [24][7]. Schindewolf had previously supported the theory of the Italian, G. Brocchi, proposed in 1814, that species, like individuals, have life-spans that are limited by intrinsic rather than external factors. However, eventually he became convinced that mass extinctions could not be explained on the basis of many species just happening to come to the end of their life-spans at the same time. There must therefore have been a common, external, cause [24]."[8]
- ↑ Trevor Palmer, "Challenges to Evolutionary Gradualism", Catastrophism, Neocatastrophism and Evolution, (1993) Nottingham Trent University ISBN 0 905488 20 2, Society for Interdisciplinary Studies ISBN 0 9514307 1 8 (nach: The Velikovsky Encyclopedia, Stichwort: Neocatastrophism)
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Siehe: Shatskiy, N. S., "On neocatastrophism: A contribution to the problem of organic phases and on folding", vermutl. in: Sov. Geol., 7, S. 532-551, 1937a. (erwähnt bei: AI Suvorov, "Nikolay Syergyeyevich Shatskiy and the present time (in commemoration of his centennial birthday)", Geotectonics, Juli/August 1995, englischsprachige Übersetzung in: Geotectonics, Vol.29/No.4, Feb. 1996); nach: The Velikovsky Encyclopedia, Stichwort: Neocatastrophism
- ↑ Quelle: Horst Friedrich, "Jahrhundertirrtum Eiszeit", Hohenpreißenberg, 2006 (2. Auflage), S. 51
- ↑ Anmerkung: Analog zum Begriff des "Darwinismus" gebildet, bezeichet der Ausdruck "Lyellismus" einen zur Ideologie verkommenen Umgang mit den Ideen Charles Lyells (1797-1875), und insbesondere eine kritiklose Akzeptanz des von ihm postulierten Konzepts des Aktualismus bzw. Uniformitarianismus.
- ↑ Siehe: Philipp Fauth (Herausg.), "Hörbigers Glazial-Kosmogonie: eine neue Entwicklungsgeschichte des Weltalls und des Sonnensystems auf Grund der Erkenntnis des Widererstreites eines kosmischen Neptunismus mit einem ebenso universellen Plutonismus, nach den neuesten Ergebnissen sämtlicher exakter Forschungszweige bearbeitet", R. Voigtländer, 1913
Bild-Quelle
(1) Chris Jones, "Xenexian Cataclysm", unter: http://www.scifi-meshes.com/forums/2d-gallery/63790-backdrops-renders.html (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
(2) AI Suvorov, "Nikolay Syergyeyevich Shatskiy and the present time (in commemoration of his centennial birthday)", Geotectonics, July-August 1995; nach: The Velikovsky Encyclopedia, Stichwort: Neocatastrophism
(3) The Velikovsky Encyclopedia, Stichwort: Immanuel Velikovsky
(4) Dietrich Herm, Alexander Tollmann 27.6.1928 - 8.8.2007 (PDF-File, 35,54 KB)