Nomoi
(bb) Platons Dialog Nomoi (in etwa: "Die Gesetze") gehört zum Spätwerk des Athener Staatsphilosophen und beinhaltet die, in zwölf Bücher gegliederte, Diskussion des Gesetzentwurfes für 'Magnesia' - eine hypothetische Kolonie Kretas - durch den Kreter Kleinias, Megillus, einen Lakedaemonier, sowie durch einen anonymen Athener.
Allgemein wird angenommen, dass Platon die Figur dieses "namenlosen Atheners" als 'Sprachrohr' für seine eigene Meinung nutzte, oder dass er dem "Athener" die Worte seines verehrten Lehrers Sokrates in den Mund legte (vermutlich sind beide Auffassungen nicht unberechtigt).
Während Platon in seiner Politeia die Verfassung eines quasi-kommunistischen Idealstaats entwickelt hat, der "nur von >Göttern und Göttersöhnen< verwirklicht werden kann (d6), nicht aber von gewöhnlichen Menschen mit der >jetzigen Naturanlage und Erziehung< (740a 1-2), die mangels entsprechender Erziehung noch unfähig sind, das Gemeinsame über das Eigeninteresse zu stellen" [1], skizziert er im Nomoi ein Konzept, welches - mit Abstrichen - auch in der Realität zu verwirklichen sein soll.
Der Nomoi wird heute von Altphilologen allgemein als letztes der Werke Platons bezeichnet, [2], doch es gibt auch Gründe zur Annahme, dass er bereits vor dem Kritias, dem jüngeren der beiden "Atlantis-Dialoge" (Timaios und Kritias) verfasst wurde. Aus atlantologischem Blickwinkel erscheint es jedenfalls durchaus denkbar, dass der unvollendete Kritias (der ebenso wie der Nomoi erst nach dem Ableben des Philosophen veröffentlicht wurde) Platons letzte Arbeit darstellt, und dass die von ihm vermutlich geplante Hermokrates-Trilogie nie fertig gestellt wurde, weil ihm der Tod 'den Griffel aus den Händen nahm'.
Tatsächlich enthält der Nomoi nämlich, ebenso wie Timaios und Kritias, eine Reihe von Verweisen quasi prähistorischer Natur, in welchen Platon seine Vorstellungen zur fernsten Vergangenheit, zum enormen Alter menschlicher Kulturen und zur zyklischen Zivilisationsentwicklung der Menschheit liefert (siehe dazu die folgenden Beiträge). Im Vergleich zu den Aussagen in seiner Atlantida wirken diese Passagen jedoch fragmentarisch und weniger ausgearbeitet als sein Atlantisbericht, auf den er sich mit einiger Sicherheit im Nomoi bezogen hätte, wäre sein Bericht vom Untergang des vorzeitlichen Inselreichs zu dieser Zeit bereits so weit niedergeschrieben gewesen, wie er uns heute überliefert ist.
Zu den frühen Verfechtern der konventionellen Annahme, der Nomoi sei VOR Timaios und Kritias verfasst worden, gehört übrigens der britische Moralphilosoph und Altphilologe Alfred Edward Taylor (1869-1945), der auch zu den maßgeblichen 'Gründervätern' und Protagonisten der atlantologiekritischen Fiktionalitäts-These zu rechnen ist. Wie Taylor 1929 hervorhob [3], weise der Nomoi die Merkmale 'grammatikalischen Schliffs' auf, während der Kritias den Eindruck vermittele, er stelle lediglich einen Rohentwurf dar. Bereits 1949 bezeifelte der Atlantologe L. Young die Validität von Taylors Interpretation dieses Faktums [4], und auch aus Sicht des Verfassers scheinen die Merkmale eines 'Rohentwurfs' eher dafür zu sprechen, dass in der Tat der unvollendete Kritias Platons letzter Dialog gewesen ist, und nicht der fertig ausgearbeitete Nomoi. [5]
Beiträge zum Thema 'Nomoi'
Nomoi (Die Gesetze), Atlantis und das verlorene Wissen der Alten (bb)
Platons anderer Atlantis-Bericht - Die 'Gesetze' und das Dunkle Zeitalter (Frank Joseph)
Auszüge aus Platons Dialog Nomoi (Gesetze) (Doris Manner)
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Quelle: Platon Werke - Nomoi Buch 4-7 (Übersetzung und Kommentar von Ernst Heitsch, Klaus Schöpsdau), Verl. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S. 309
- ↑ Siehe etwa: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Nomoi
- ↑ Siehe: Alfred Edward Taylor, "Plato, the man and his work", 1929 [nach: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", 1970]
- ↑ Siehe: 'L. Young, "Platonic Miscellany", in: Atlantean Research, 2, No. 3, 1949, S. 26-39 (nach N. Zhirov, op. cit.)
- ↑ Anmerkung: Zu einer interessanten Diskussion dieses Problems siehe z.B.: Eduard Zeller, "Platonische Studien", C. F. Osiander, 1839; darin: § 11, "Aeusseres Verhältnis der Gesetze zu andern Platonischen Schriften, oder über ihre Abfassungszeit" S. 112 ff.
Bild-Quelle:
(1) http://www.students.uni-mainz.de/jungc000/fruechte/index.htm