Älteste Steinspitzen älter als der anatomisch moderne Mensch?

Abb. 1 Eine der 2013 in Äthiopien entdeckten, ca. 279.000 Jahre alten Projektil-Spitzen (Foto: © TD White)

(rmh) Grenz|wissenschaft aktuell stellte am 29. November 2013 fest, dass es ein Problem für das bisherige Evolutions-Szenario gebe, denn – so titelt die Seite: „Älteste Steinspeerspitzen sind deutlich älter als der anatomisch moderne Mensch“. [1]

Die tagesaktuelle Internet-News-Seite schreibt, dass Wissenschaftler in Äthiopien die bislang ältesten jemals entdeckten und datierten Speerspitzen ausgegraben haben. Diese Speerspitzen werden auf ein Alter von 279.000 Jahre bestimmt. Damit sind sie 200.000 Jahre älter als die bislang ältesten vergleichbaren Funde. Und sie sind 80.000 Jahre älter als die frühesten Funde von Fossilien des Homo sapiens selbst. Trotzdem sind sich die Forscher sicher: Diese Steine wurden an der Spitze von Wurfspeeren zur Jagd verwendet und belegen so ein komplexes Verhalten, wie es bislang nur dem modernen Menschen zugeschrieben wurde.

Der Autor des Artikels, Andreas Müller, verweist auf weitere Modellberechnungen, denen zufolge die Spitzen mit Geschwindigkeit von mehr als 2.930 bis 5.385 Stundenkilometer aufgetroffen seien. Wie Praxisexperimente zeigten, könne dies im Maximalbereich für Höchstgeschwindigkeiten von geschleuderten vergleichbaren Speeren liegen.

Müller beruft sich weiter auf die Forscher um den Archäologen Yonatan Sahle von der University of California in Berkeley, demzufolge die Funde beweisen, „dass die frühen anatomischen Menschen die Fertigkeit zur Nutzung dieser Waffen schon wesentlich früher erlangt hatten als bislang angenommen“. Die steinernen Speerspitzen wurden der Veröffentlichung der Forscher im Fachjournal PLoS One [2] zufolge in der Gademotta-Formation am Rande eines kollabierten Vulkankraters im zentraläthiopischen Rift Valley entdeckt. Dass die Steinkette tatsächlich als Wurfgeschosse genutzt wurden, zeige sich anhand charakteristischer Strukturen an der Spitze der Obsidianspitzen. Diese entstehen gewöhnlich beim zielgerichteten Aufprall entstehen. Derartige Strukturen konnten bereits in Modellberechnungen als auch in Praxisexperimenten nachgewiesen werden, heißt es in dem Artikel.

Abb. 2 Hier ein Versuch zur Rekonstruktion eines Kopfes des Menschen vom Typ Homo heidelbergensis

Nun kommen die Forscher zu dem Schluss, dass es bereits komplexes Verhalten jener Frühmenschen gab, die schon lange vor der Ausbreitung des anatomisch modernen Menschen in der Region gelebt hatten. [3]

Sahle sagt: „Unsere Funde erzwingen ein Umdenken: Verhaltenseigenarten, die wir bislang als derart komplex deuteten, dass sie eigentlich nur den anatomisch modernen Menschen zugeschrieben wurden – eben beispielsweise die Fertigkeit, derartige Projektile herstellen und nutzen zu können – wurden offenbar doch nicht von Homo Sapiens eingeführt, sondern haben ihre Wurzeln schon in lange zurückreichenden Populationen von Vorfahren des modernen Menschen“, wie Müller zitiert.

National Geographic [4] erklärt, dass die Erfindung des Wurfspeeres eine besonders bedeutende Errungenschaft für den frühen Menschen bzw. nun offenbar auch für den Vormenschen war, denn schließlich machten es die Projektile den prähistorischen Jägern möglich, aus sicherer Distanz zu jagen.

Die Forscher gelangten zu der Ansicht, dass es sich bei den Erzeugern dieser Waffen um Vertreter der Frühmenschenart Homo heidelbergensis, den vermutlichen Vorgänger des Neandertalers und des Jetztmenschen, handelt.

Bis dato sehen die Forscher jedoch keine Chancen, zu bestimmen ob der moderne Mensch die Befähigung zur Herstellung und Nutzung der Waffen von selbst erwarb, bzw. ob und wenn ja wie er sie vom Homo heidelbergensis erlernte.


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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Andreas Müller, "Problem für bisheriges Evolutions-Szenario: Älteste Steinspeerspitzen sind deutlich älter als der anatomisch moderne Mensch", bei: grenz|wissenschaft-aktuell
  2. Siehe: Yonatan Sahle, W. Karl Hutchings, David R. Braun, Judith C. Sealy,Leah E. Morgan, Agazi Negash und Balemwal Atnafu, "Earliest Stone-Tipped Projectiles from the Ethiopian Rift Date to >279,000 Years Ago", in: PLoS One, 13. November 2013 (DOI: 10.1371/journal.pone.0078092)
  3. Red. Anmerkung: Zum heute aus Sicht alternativer Forschung anzunehmenden Entwicklungstand so genannter 'Frühmenschen' siehe bei Atlantisforschung.de auch: Michael Brandt, "Homo erectus - ein Seefahrer - Wie die Evolutionstheorie zur Mißachtung von Daten führen kann (1998); sowie: Ders., "Was ist ein Eolith? - Unterschiedliche Definitionen der Prähistoriker (2011); außerdem: "Ein 500 000 Jahre altes Brett aus dem Jordan-Tal" (rmh), sowie: "Wie zivilisiert war der Homo erectus bilzingslebensis?" (bb)
  4. Siehe: Charles Q. Choi, "Oldest Javelins Predate Modern Humans, Raise Questions on Evolution - The oldest stone-tipped projectile weapons date to 280,000 years, study says., bei: National Geographic (Daily News), 26. November 2013

Bild-Quellen:

1) TD White, nach: "Problem für bisheriges Evolutions-Szenario: Älteste Steinspeerspitzen sind deutlich älter als der anatomisch moderne Mensch", bei: grenz|wissenschaft-aktuell
2) Tim Evanson (Tim1965), bei Wikimedia Commons, unter: File:Homo heidelbergensis endocast - Smithsonian Museum of Natural History - 2012-05-17.jpg