Gelöschtes Wissen: Das Lemma 'Cryptoarchaeology' in der englischsprachigen Wikipedia

Vorbemerkung

Abb. 1 Wie "frei" ist Wikipedia tatsächlich, wenn es um die Behandlung umstrittener Gegenstände unterschiedlicher Themenbereiche geht? Die Löschung des unten vorgestellten Lemmas >Cryptoarchaeology< bei der englischsprachigen Wikipedia macht exemplarisch deutlich, dass es dort eine massive Zensur gibt, die nicht zuletzt auch hinsichtlich der Erforschung archäologischer Anomalien keine objektive enzyklopädische Abhandlung zulässt.

(red) Dass die Meinungsbidner und Definitionsmächtigen sowohl bei der deutschsprachigen Wikipedia als auch bei ihrer 'großen Schwester' in englischer Sprache - nicht zuletzt, was den Bereich der Erd-, Menschheits- und Zivilisationsgeschichte sowie deren Erforschung betrifft - so gut wie alles tun, um alternative, dem Mainstream oder der Orthodoxie des universitären Wissenschafts-Betriebs lästige Sichtweisen, Forschungsansätzte und -gegenstände zu diskreditieren, darf inzwischen als 'Binsenweiheit' gelten. Was nicht ins Konzept passt, wird entweder so lange 'entschärft' (d.h. Schritt für Schritt derart verändert, bis alles Unerwünschte aus dem betreffenden Artikel entfernt ist, oder in anderen Fällen - z.B. wenn bereits das Lemma (also das betreffende Stichwort) selbst unerwünscht ist, wird rigoros gelöscht.

Als besonders augenfälliges Beispiel für das letztgenannte Vorgehen darf das vormalige Lemma "Cryptoarchaeology" (Kryptoarchäologie) der englischsprachigen Wikipedia gelten, das wir jüngst bei enacademic.com entdeckt haben, wo es dankenswerter Weise dokumentiert wurde. Den leider nicht sehr präzisen Angaben bei enacademic.com zufolge, muss dieser Artikel 2010 bei en.wikipedia.org online gewesen sein. Wer dort heute nach diesem Stichwort sucht, wird kommentarlos zum Lemma "Pseudoarchaeology" weitergeleitet, d.h., es ist für Recherchierende nicht einmal ohne weiteres feststellbar, dass das gesuchte Lemma zuvor existierte, aber zwischenzeitlich gelöscht wurde.

Wer dann unter "Pseudoarchaeology" nachschaut, wird feststellen, dass dort der Begriff 'Cryptoarchaeology' überhaupt nicht auftaucht. Vielmehr handelt es sich um einen ideologischen, völlig einseitig den Standpunkt akademischer Pseudoskeptiker und ihres außeruniversitären Anhangs übernehmenden Propaganda-Artikel, in dem jede Abweichung von den Paradigmen und Lehrmeinugen konservativer universitärer Forschung als pseudowissenschaftlich diskreditiert wird. Damit unterscheidet er sich völlig von dem sicherlich verbesserungsbedürftigen, aber völlig sachlich und objektiv gehaltenen Lemma 'Cryptoarchaeology', das offenbar auch deshalb verschwinden musste, weil es die pseudoskeptischen Tiraden auf der Wikipedia-Seite 'Pseudoarchaeology'zu konterkarieren drohte. Aber sehen Sie selbst! Hier unsere Übersetzung ins Deutsche:


Das gelöschte Lemma "Cryptoarchaeology"

Abb. 2 Die Pyramiden von Güimar auf Teneriffa - ein typischer Gegenstand kryptoarchäologischer Gorschung

"Kryptoarchäologie ist ein Forschungsgebiet, das seine Befürworter eine Form der Archäologie nennen, [während] seine Kritiker es als Pseudowissenschaft bezeichnen. Kryptoarchäologie ist die wissenschaftliche Untersuchung historischer oder prähistorischer Völker und ihrer Kulturen durch Analyse [jener] ihrer Artefakte, Inschriften, Denkmäler und anderer solcher Überreste, die nicht der orthodoxen Theorie und dem orthodoxen Denken entsprechen. Infolgedessen werden derartige Artefakte [von der konventionellen Forschung; d.Ü.] normalerweise nur minimal untersucht. Die Kryptoarchäologie konzentriert sich [dagegen] auf die anomalen Objekte, ähnlich wie die Ethnoarchäologie, indem sie den Fokus auf bestimmte Materialreste legt, die von Gesellschaften erstellt und abgelegt werden, oder wie die Archäoastronomie, die sich auf die astronomischen Aspekte der alten Gesellschaften konzentriert.

Abb. 3 Drei der rätselhaften artifiziellen Steinkugeln (Petrosphären) in Costa Rica, die ebenfalls zu den Forschungsobjekten der Kryptoarchäologie zählen

Anhänger behaupten, sie sei eine gültige, wenn auch nicht vollständig akzeptierte Form der Archäologie, da sie allgemein anerkannten bewährten Methoden und wissenschaftlichen Methoden folgt, sich jedoch auf anomale Entdeckungen konzentriert und dabei die grundlegenden Prinzipien der prozessualen Archäologie einhält. Kritiker weisen darauf hin, dass sie mit der Behauptung, nur Gegenstände zu untersuchen, die nicht der orthodoxen Theorie entsprechen, diese Theorien ohne Studium ablehnen und stattdessen ungewöhnliche Erklärungen bevorzugen.

Beispiele für kryptoarchäologische Studien waren die Untersuchung, Ausgrabung und Analyse von widersprüchlichen Stätten wie den Schwarzen Pyramiden von Teneriffa (Abb. 2) auf den Kanarischen Inseln, das Studium der Nazca-Kultur und deren Beziehung zu den berühmten »Linien«, das Studium der Diquis-Kugeln (Abb. 3) im Südwesten von Costa Rica, anomale präkolumbische Goldobjekte auf Rädern aus Panama; Petroglyphen aus Nicaragua und Costa Rica; und sogar die formale Analyse der beiden möglicherweise "echten" Kristallschädel (der BH & BM-Schädel). Sogar das legitime Studium von Stonehenge fällt unter die Kryptoarchäologie, obwohl die phantasievollen Spekulationen, die alles von UFOs bis zu altertümlichen Superkulturen abdecken, dies nicht tun.

Es wird angenommen, dass der [Begriff] Kryptoarchäologie zuerst von dem Professor für Archäologie, Dr. Luis Ferrero, der Universidad de Costa Rica in einer Vorlesung im Jahr 1976 geprägt und genutzt wurde. In einer Arbeit definierte er Kryptoarchäologie als die wissenschaftliche Untersuchung von Objekten und Kulturen, die im Widerspruch zur [Lehrmeinung der] zeitgenössischen Orthodoxie stehen. Dr. Ferrero ist am bekanntesten aufgrund seines umfassendes Studiums der zentralamerikanischen Archäologie und insbesondere für seinen 1979 von ECR (Editorial Costa Rica) als Teil der Biblioteca Patria veröffentlichten enzyklopädischen Band "Costa Rica Precolombina", der als definitiver Text zu diesem Thema gilt." [1]


Anmerkungen und Quellen

Fußnote:

  1. Quelle: enacademic.com, unter: "Wikipedia - Cryptoarchaeology", Wikimedia Foundation, 2010 (abgerufen: 29.10. 2019; Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) Steffen Löwe Gera (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Guimar 1.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“) (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) Rodtico21 bei Wikimedia Commons, unter: File:Stone spheres of Costa Rica. Terraba River view.JPG (Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)